Dankesbriefchen

 

“Auch Männer können Bären nähen”

Es begann an einem Septembersonntag im Dominikanerkloster in Frankfurt am Main. An diesem Tag fand dort, wie alljährlich, der kreative Teddymarkt von Frankfurt statt. Bei meinem Gang über den Markt stieß ich auf den Stand von Sonja’s Teddy-Werkstatt. Mich beeindruckten sofort ihre mit viel Liebe hergestellten Bären sowie ihr umfangreiches Angebot von Fellen und Zubehör. Als Frankfurter kommt mer halt so ins Gebabbel und nach einer Weile war die Idee geboren, sich als Mann mal daran zu wagen, einen Bären selbst zu nähen, natürlich mit Sonja’s professioneller Unterstützung. Warum nicht ??

So trafen wir uns in der Teddy-Werkstatt. Da lag nun ein großes Stück Fell, samtiger Stoff für die Pfoten, allerlei Zubehör, schon vorbereitete Schnittteile, Nadel und Faden und ein riesiger Sack voll Wolle für die Füllung (soll das alles in den Bär passen??). Nun ging es ans Werk: “Na dann bringe mal die Teile des Schnitts stoffsparend, aber immer mit der Beachtung des Fadenlaufes und mit Nahtzugabe auf der Rückseite des Fells unter”. Aha, ein Puzzlespiel. Es war nicht leicht, aber doch lösbar. Nach dem Aufzeichnen des Schnittes fing ich an, die Fellteile auszuschneiden, natürlich mit links. So fiel Sonja auf, daß sie es mit einem Linkshänder zu tun hatte. Daraus entspann sich manch ulkige Situation. Unbewußt stellt halt jeder seine Arbeitsweise auf seine starke Seite ein, sodaß ein Linkshänder natürlich vieles hinterfragt. Aber auch das meisterte Sonja mit Bravour.

So ging ich daran, jeweils passende Teile aneinander zu heften, mit der Hand zu reihen und dann zusammen zunähen, Stich für Stich. Sonja’s prüfende Blicke entdeckten so manches: “Die Naht is schepp, also noch mal von vorn”. Das war zwar frustrierend, aber es trug doch sehr zum Gelingen bei. Es entstanden nacheinander die Arme und die Beine mit den samten Pfoten, die Öhrchen, Vorder- und Rückenteil des Rumpfes und einzelne Teile des Kopfes. Jeder neue Schritt baute nahtlos auf den Erfahrungen der vorhergehenden Schritte auf. In Arme und Beine baute ich jetzt die Gelenke und begann die Arme und Beine mit der Wolle gleichmäßig auszustopfen. Ich verstand nun recht schnell, warum soviel Wolle vorgesehen war und Bären doch so schwer werden können. Das war schon ein gewaltiger Schritt vorwärts, denn ich sah wenigstens schon fertige Teile von “Gerhard”, dem Bären.

“Na, da näh doch mal die Stopflöcher zu”,  “Wie denn, die Naht sieht man doch von auĂźen ?”, “Ja, mit dem Matratzenstich siehste die Naht nich”, “Ach, Matratzenstich. Bier her ….”. So ging es weiter, immer heiter.

Die schwierigste Hürde war der Kopf. Wo und wie setzt man die Ohren, natürlich angenäht mit dem Matratzenstich. “Sin se zu weit owwe, wird es doch en Haas”. Die Augen enger oder weiter auseinander, höher oder tiefer im Verhältnis zu den Ohren. Wie soll die Nase gestickt sein ? Alles erstaunlich entscheidend für den Charakter eines Bären.

So vergingen viele vergnügliche Stunden wie im Flug unter Sonja’s geduldiger und fachfraulicher Führung.

ResĂĽmee:        Bärennähen ist nicht ausschlieĂźlich ein Hobby fĂĽr das weibliche Geschlecht. Auch Männer können viel SpaĂź daran haben. Und lernen läßt’s sich nebenbei, wie Mann selbst auch mal seine aufgeplatzten Nähte in Ordnung bringen kann.

 

GlĂĽcklich und froh sitzt der Gerhard do. Kann sich bewegen, die Ă„rmchen hoch und nieder, den Kopf links oder rechts, guckt mit seinen Augen neugierig in die neue Welt. Und der Peter ist stolz auf ihn.

Danke Sonja